Dr. Rolf Deibele ist eine der Persönlichkeiten, die den Kreisverband über dreieinhalb Jahrzehnte hinweg maßgeblich geprägt hat. Er hat sich in vielen Bereichen der Rotkreuzarbeit selbst engagiert. Darüber hinaus hat er die Entwicklung des Kreisverbands als Ganzes interessiert, wohlwollend, hat die Arbeit aber immer auch kritisch begleitet.
Seit 1983 übernahm Dr. Rolf Deibele wichtige Aufgaben innerhalb des DRK-Kreisverbandes. Zunächst in stellvertretender Funktion war er seit 1983 bis 2020 Kreisverbandsarzt. Als Arbeitsmediziner war Dr. Rolf Deibele über 30 Jahre lang Betriebsarzt des Kreisverbandes und betreute die haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitenden. Darüber hinaus war er verantwortlicher Arzt für den Bereich Ausbildung und hat die Kreisausbildungsleitungen bei der Breitenausbildung beraten und begleitet. Als Mitglied des Arbeitssicherheitsausschusses hat er sich nachdrücklich für die Einführung des Betrieblichen Gesundheitswesens engagiert. Als Mitglied des Kreisverbandspräsidiums brachte er sich darüber hinaus „bei vielen Projekten ein – so beispielsweise beim Aufbau des Familienzentrums in Göppingen, bei der Gründung des Ambulanten Pflegedienstes des Kreisverbandes und auch bei der Einführung des Erbschaftsmarketings.
Ein besonderes Anliegen war dem Wahl-Süßener immer die Arbeit mit Jugendlichen. „Es gibt sie – die, die für unser Anliegen zu begeistern sind. Für sie wurde im Kreisverband viel getan.“ Großen Respekt verdienen insbesondere die zahlreichen Ehrenamtlichen. „Aus ihnen ging das DRK hervor“, bekräftigt er. „Sie sind unser Fundament.“ Und: „Sie leisten sehr viel und dies mit großer Begeisterung.“ Sie zu wertschätzen, dürfe nicht vergessen werden. Hier setzt die Kritik des Mediziners an. „Das DRK wurde sehr professionalisiert. Dabei besteht die Gefahr, dass der eigentliche Rotkreuz-Gedanke wirtschaftlichen Gesichtspunkten geopfert wird. Es dürfen aber nicht nur Zahlen betrachtet werden“, fordert er mit Nachdruck ein. „Denn wir brauchen nach wie vor und vielleicht mehr denn je zuvor Qualität und Menschlichkeit. Manchmal sehe ich die Gefahr, dass sie aber unter die Räder kommen.“
Dr. Deibele, in Schwäbisch Gmünd 1942 geboren und in der Stauferstadt ausgewachsen, ist seiner Geburtsstadt bis heute eng verbunden. Der Wochenmarkt am Samstag ist für ihn weit mehr als ein Einkaufsbummel. Er ist ihm nach wie vor Heimat. Er besuchte ein katholisches Internat in Ellwangen, an dem es ihm freilich bald zu eng wurde und so suchte er sich mit einem Freund eine Wohnung außerhalb der von einer strengen Hausordnung geprägten Einrichtung. Die Eltern unterstützten ihn. Außerdem arbeitete er als freiberuflicher Journalist und erteilte Nachhilfe. „Mit dem Sohn eines Metzgers paukte ich Mathe und Latein. Es gab immer ein üppiges Mittagessen. Damals wurde ich zum Fleischfresser“, erinnert er sich lachend.
Nach dem Abitur im Jahr 1963 stellte er eine Liste mit möglichen Berufen zusammen und strich alle, die überhaupt nicht in Frage kamen. „Ich wollte nicht Pfarrer werden und auch nicht Pädagoge, Journalist nicht wegen des Germanistikstudiums und ich wollte nicht in Tübingen studieren.“ Übrig blieb die Medizin und als er ein Zimmer in München angeboten bekam, war die Wahl getroffen. Die er nie bereut hat.
Die Liebe zur bayrischen Metropole blieben ihm und seiner Frau Ilse zeitlebens. Bis vor Kurzem reisten sie regelmäßig dorthin, besuchten Ausstellungen und die Kammerspiele. Schon während seiner Schulzeit hatte er nämlich die Liebe zum Theater entdeckt, hatte schon in Ellwangen, wo das Ulmer Theater regelmäßig gastierte, „große Theaterleute auf der Bühne erlebt“. Was macht für ihn die Faszination des Spiels auf der Bühne aus? „Die Welt wird reflektiert. Und es ist immer aktuell.“
Nach dem Studium hätte er die Möglichkeit gehabt, in die Forschung zu gehen. „Das wollte ich nie. Ich wollte Praktiker sein und alles machen – auch wenn mich damals alle für verrückt erklärten.“ Als 1974 ein Freund verstarb und Dr. Deibele in Süßen dessen allgemeinmedizinische Praxis übernehmen konnte, überlegte er nicht lange. „Ausschlag war, dass Süßen an der Bahnlinie nach München lag“, erzählt er schmunzelnd.
Mit seiner Frau Ilse hat er zwei erwachsene Kinder und ist Opa von fünf Enkelkindern. Mit ihr teilt er nicht nur die Liebe zur Bühne und zur Kunst. Regelmäßig reisten sie nicht nur nach München, sondern auch nach Paris, schätzen das „savoir vivre“ der „Grande Nation“ und bewirteten bis zur Erkrankung von Ilse Deibele gerne Gäste in ihrem Eigenheim in Süßen.
Zum Roten Kreuz kam er eher zufällig, wenn es auch in seiner Familie Vorbilder gab. „Mein Großvater mütterlicherseits gründete die Sanitätskolonne Gmünd und mein Vater das JRK.“ Als dann der Kreisverband einen Kreisverbandsarzt suchte – der damalige Kreisvorsitzende war Patient in Dr. Deibeles Süßener Praxis – „habe ich ja gesagt und es nie bereut“.
Sein Engagement wurde vielfach geehrt. 2007 wurde Dr. Deibele die Ehrenmedaille in Gold des Kreisverbandes verliehen. 2012 erhielt er die Verdienstmedaille des Landesverbands und 2017 das Ehrenzeichen des DRK.
„Sie werden heute in einen „sehr erlauchten Kreis“ von Rotkreuz-Persönlichkeiten aufgenommen. Wir sind ganz sicher, dass Sie diese Personengruppe kongenial ergänzen und freuen uns mit Ihnen über diese herausragende Ehrung“, hatte Kreisverbandspräsident Peter Hofelich anlässlich der Verleihung der Ehrenmitgliedschaft betont.
Neben dem Roten Kreuz engagiert sich Dr. Deibele auch für den Erhalt der Alten Marienkirche in Süßen.