„Man müsste das Deutsche Rote Kreuz erfinden – wenn es Sie nicht schon gäbe.“ Ministerialdirigent Professor Hermann Schröder vom baden-württembergischen Innenministerium und dort zuständig für den Bevölkerungsschutz betonte in seinem Grußwort: „Sie bieten den Menschen im Land Sicherheit. Und Sie können stolz darauf sein. Sie erfüllen wichtige Aufgaben in der jeweils aktuellen Situation und stellen sich den Herausforderungen.“ Der Vertreter der Landesregierung war von DRK-Kreisverbandspräsident Peter Hofelich bei der Festveranstaltung anlässlich des 75-jährigen Bestehens des DRK-Kreisverbandes Göppingen in der Eislinger Stadthalle begrüßt worden, wie zahlreiche weitere Vertreter*innen der Landes- und Kommunalpolitik, der Partner*innen des DRK, der Wirtschaft und natürlich der DRKler*innen aus den eigenen Reihen. „Unser Herz schlägt DRK, bei unserem Motto sind Emotionen im Spiel, Emotionen im Dienst am Menschen“, bekräftigte Peter Hofelich und freute sich feststellen zu können, dass der Kreisverband über 13.000 Fördermitglieder hat, sich 1.300 Menschen ehrenamtlich und 300 hauptamtlich engagieren. „Die Breite unserer Angebote sind beeindruckend und bewundernswert. Das hat sich gerade in den vergangenen Jahren gezeigt. Wir haben einfach überall dort, wo sie gebraucht wurden, mit angepackt!“
Etwa bei der Flüchtlingsarbeit. „Ohne das DRK wären wir nicht in der Lage gewesen, die Menschen schnell zu versorgen“, bestätigte Professor Hermann Schröder. Auch in der Corona-Pandemie und im Ahrtal „haben sie Hervorragendes geleistet. Das DRK ist im Katastrophenschutz ein ganz wichtiger Partner. Ohne Ihre Arbeit werden wir die Krisen der Zukunft nicht meistern.“
Landrat Edgar Wolff stellte in seinem Grußwort heraus: „Die vergangenen Jahre haben gezeigt, dass sich außergewöhnliche Herausforderungen nicht an statistische Wahrscheinlichkeiten halten. Ohne Ihre Hilfe wäre keine schnelle Hilfe für die Flüchtlinge möglich gewesen. Sie sind uns ein verlässlicher Partner in zahlreichen Bereichen.
Trotz aller Veränderungen der vergangenen 75 Jahre haben die sieben Leitsätze des Internationalen Roten Kreuzes, die Henry Dunant formuliert hat, ihre Gültigkeit behalten. Er wäre stolz auf Sie und wir sind es auch!“ Und: „Wir werden sie weiterhin dringend brauchen.“
Zum Festvortrag hatte der DRK-Kreisverband die Vize-Präsidentin des Deutschen Roten Kreuzes eingeladen. Ulrike Würth ist im Landkreis keine Unbekannte. Sie engagierte sich bislang auch für das Rotkreuz-Landesmuseum. Sie sprach in ihrer engagierten und eindrücklichen, aber auch nachdenklich stimmenden Festrede zur Rolle des Ehrenamtes innerhalb des DRK in der Zukunft. „Es ist der Kitt, der die Gesellschaft zusammenhält.“ Und dies in unzähligen Betätigungsfeldern. „Was gewinne ich, wenn ich mich engagiere: Ich gewinne Freunde und bilde Netzwerke, die mich durchs Leben tragen. Ich mache Erfahrungen und erhalte Routine, die mir im Beruf helfen. Und ich erfahre Bestätigung und Dankbarkeit. Mit dieser Währung wird das Ehrenamt entlohnt.“
In jedem Fall gelte es, ein Augenmerk auf die Jugendarbeit zu richten. „In dieser Zeit werden sie für ihr Leben und ihre Bereitschaft und Vorstellung von ehrenamtlicher Arbeit geprägt. Pflegen Sie also Ihre Jugendlichen!“
Die Festrednerin stellte aber auch fest: „Es gibt Veränderungen. Auffallend ist, dass sich vermehrt Hochschulabsolventen engagieren.“ Das könne die Frage aufwerfen, ob es sich „nicht mehr alle leisten können, ehrenamtlich tätig zu sein“. Auffallend sei auch, dass sich viele Menschen nur noch zeitlich begrenzt einbringen und nicht mehr dauerhaft verpflichten wollen. „Sind wir zu wenig flexibel?“, fragte sie selbstkritisch. „Hierarchie ist im Einsatz unerlässlich. Aber brauchen wir sie auch im Vereinsleben?“ Menschen würden heute „mehr Anerkennung und Mitbestimmung erwarten und wollen mehr Verantwortung übernehmen. Hier könnten wir weiterdenken.“
Auch Ulrike Würth blickte zurück auf die Katastrophen der vergangenen beiden Jahre, wartete mit beeindruckenden Zahlen zu den Einsätzen in den Überflutungsgebieten an der Ahr auf, erinnerte an die zahlreichen Einsätze während der Corona-Pandemie, beim Testen, beim Impfen. Und auch daran, dass sich einmal mehr viele Ehrenamtliche ganz selbstverständlich für die Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine engagiert haben.
Ulrike Würth verwies auf die Grenzen des Ehrenamtes. „Die Sozialarbeit ist die Schnittstelle zwischen Haupt- und Ehrenamt. „Immer fachlich auf der Höhe schafft sie Verlässlichkeit und Halt.“
Zum Jubiläum hat der Kreisverband eine Chronik aufgelegt, die den Festgästen im Anschluss an den Stehempfang überreicht wurde. Sie wurde mit einem Film vorgestellt, der die facettenreiche Arbeit des DRK im Landkreis kurzweilig augenscheinlich macht.
Den großartigen schwungvollen und weltoffenen musikalischen Rahmen der Festveranstaltung des DRK-Kreisverbandes Göppingen in der Eislinger Stadthalle gaben, Ingrid Schneider und Jürgen Rothfuß von den Heininger „Blue Stars“. Mit ihrem Schlusssong „Imagine“ von John Lennon und seiner Sehnsucht nach Frieden gaben sie der Hoffnung aller Ausdruck.
Für viel Heiterkeit sorgten die „Schultes Harmonists“, die unter der Leitung von Gabi Grabinger und am Klavier begleitet von ihrem Mann Peter Grabinger. „Marmor, Stein und Eisen bricht, aber Euer Schultes nicht“ – oder der „Kriminal Tango“ – die Rathauschefs bewiesen Humor und erhielten viel Beifall.
„Es ist Zeit, Dankeschön zu sagen. Ihnen allen in Ihren haupt- und ehrenamtlichen Funktionen. Und all denen, die zu diesem eindrücklichen Abend in unserer Gemeinschaft beigetragen haben!“ Mit vielen guten Gespräche klang der Abend bei einem Imbiss im Foyer der Eislinger Stadthalle aus.