„Kommen Sie schnell, ein Auto liegt auf der B?466 am Ortsausgang von Süßen auf der Seite – und die beiden Insassen bekomme ich nicht raus“: Dieser Notruf, geht bei der Feuerwache in Süßen ein. Die vier Jugendrotkreuzler vom DRK-Ortsverein Mittleres Fils- und Lautertal besetzen mit der Jugendfeuerwehr Süßen ihre Einsatzfahrzeuge und fahren mit Blaulicht und Martinshorn zum Unfallort.
Dort sitzt jeder Handgriff. Der Nachwuchs der Feuerwehr sichert die Unfallstelle und nimmt Kontakt mit den Personen im Fahrzeug auf. „Du darfst jetzt da runter und mit ihm reden“, weist ein Feuerwehrmann zu einem der jungen Retter. Der geht auch gleich auf die Knie und erklärt dem Eingeklemmten, dass der Rettungsdienst gleich kommt. Gleichzeitig werden die Tragen hergerichtet, die nötige Ausrüstung liegt bereit.
„Seid ihr startklar?“ fragt Einsatzleiterin Petra Piwonka. Sie ist die stellvertretende Bereitschaftsleiterin des DRK Mittleres Fils- und Lautertal. Die vier Jugendsanitäter im Alter von 14 bis 16 Jahren nehmen die beiden Tragen und eilen zum Unfallauto.
Seit dem Vorabend im Einsatz
Die komplette Truppe ist schon seit dem Vorabend im Einsatz und spielte dabei die unterschiedlichsten Szenarien durch. In der Nacht war beispielsweise ein Notruf eingegangen, dass zwei Personen in der Böschung am Ende der B10-Ausbaustrecke bei Süßen verunglückt sind. Die Feuerwehr war, wie bei einem echten Einsatz, für die Bergung zuständig, die Jugendsanitäter versorgten anschließend die Verletzten. „Wir Erwachsenen fahren eigentlich bloß die Fahrzeuge“, erklärt Manfred Neumann, Vorsitzender des DRK Mittleres Fils- und Lautertal.
Am Süßener Ortsausgang hat die Jugendfeuerwehr zwischenzeitlich das Unfallauto abgesichert und die Heckscheibe zertrümmert, damit die Sanitäter zu den Verletzten gelangen können. „Die vordere Person ist nicht ansprechbar, Puls und Atmung sind vorhanden.“ Vorsichtig ziehen die Retter den Verletzten aus dem Auto. Der bewusstlose Fahrer ist im Gesicht kreideweiß, der Mann im Heck des Autos hat eine starke Prellung im Thorax-Bereich, wie die Sanitäter bei der Erstversorgung feststellen. Sie wissen, dass sie für die Fahrt im Rettungswagen die Halswirbelsäule des Mannes stabilisieren und den Fahrer mit einer Rettungsdecke warmhalten müssen.
Thomas Ströhlein – er mimt den Unfallfahrer – ist mit seiner Erstversorgung zufrieden: „Ich bin sanft aus dem Auto gekommen, da haben sie ordentlich gearbeitet“. Das ist auch das Entscheidende bei der 24-Stunden-Übung: Jeder Handgriff muss sitzen – und unter realistischen Bedingungen ist das erheblich schwieriger als in den Gruppenstunden.
Intensives Training
Stefan Witzani, der als Sanitätshelfer das DRK Mittleres Fils- und Lautertal leitet, trainiert mit seinen Schützlingen alle zwei Wochen Unfallszenarien. Sie versorgen Wunden, legen Verbände an, messen den Blutdruck und bringen Patienten. „Sie wissen daher schon viel, aber bei solchen Einsätzen gibt es immer noch was zu lernen“, erklärt Witzani.
Natürlich war es für die Jugendlichen spannend, eine Nacht in der Feuerwache zu verbringen. Wobei nicht viel war mit Nachtruhe, der bis dato letzte Einsatz endete erst nach zwei Uhr am Morgen. Und schon um 6 Uhr in der Früh ging der nächste Notruf ein: Ein Kaninchenstall brennt. Den Jugendlichen werde dabei klar, wie das Sanitätsleben tatsächlich aussieht, erläutert Witzani.
Am Süßener Ortsausgang wären die Verletzten für den Transport ins Krankenhaus bereit – wenn es denn ein realer Einsatz wäre. Die vier Jugendrotkreuzler machen zwar einen geschafften, aber zugleich zufriedenen Eindruck. Auch Witzani ist zufrieden mit der Übung, das Training macht sich bezahlt. „Die Jugendarbeit ist uns sehr wichtig, zum einen soll uns der Nachwuchs eines Tages ersetzen, zum anderen ist es eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung“.