Wie beurteilt das DRK die aktuell diskutierten Änderungen im Rettungsdienstgesetz? Wie sehen die Verantwortlichen die Zukunft der Leitstelle? Zu einer ganzen Reihe von Fragen machte sich Sascha Binder vor Ort ein Bild, als er Anfang Dezember das DRK im Rahmen „eines Blaulichttages“, so der Landtagsabgeordnete, besuchte. „Wir freuen uns über Ihr Interesse an der Arbeit unseres Rettungsdienstes“, begrüßte ihn Alexander Sparhuber im DRK-Zentrum Göppingen.
Der Kreisgeschäftsführer und Jochen Haible, der Leiter des DRK-Rettungsdienstes stellten sich den Fragen, die belegten, dass sich der SPD-Politiker intensiv mit der Organisation des Rettungsdienstwesens auseinandersetzt. Denn die ist aktuell ein wichtiges Thema der Landespolitik in gleich doppelter Hinsicht. Vertreter der Hilfsorganisation diskutieren mit der Grün-Schwarzen Landesregierung seit der Landtagswahl im Frühjahr 2016 über Anpassungen in der Infrastruktur von Leitstellen. Im Wesentlichen geht es dabei um eine einheitliche Leitstellentechnik und eine bessere Vernetzungen zwischen den Leitstellen. Auch die Trägerschaft der Leistellen wird überprüft. Bislang sind überwiegend die Land- oder Stadtkreise und das DRK die Leitstellenträger, in Göppingen kommt auch die Stadt als gleichberechtigter Partner hinzu. „Dieses Modell hat sich in den vergangenen Jahren durchweg bewährt und sollte deshalb unbedingt beibehalten werden“, betonten Alexander Sparhuber und Jochen Haible. Die Landespolitik gibt aber derzeit wohl einer anderen Lösung den Vorzug. „Die Landesregierung hat eine stärkere staatliche Verantwortung im Blick“, stellte jüngst Kreisverbandspräsident Peter Hofelich fest. „Das würde die Realität nicht widerspiegeln“, erläuterte Alexander Sparhuber Sascha Binder. Die Zahlen sprechen für sich: „Die Arbeit der Leitstelle betrifft zum überwiegenden Teil den Rettungsdienst. Im vergangenen Jahr wurde der in Göppingen rund 45.000 Mal alarmiert, die Feuerwehr knapp 3.000 Mal.“ Eine wichtige Aufgabe der Leitstellendisponenten sei zwischenzeitlich die Telefonreanimation. Die Disponenten leiten den Anrufer etwa zweimal pro Woche in diesen Notrufen zur Wiederbelebung an. Weil die Disponenten einen Bezug zur Praxis haben, konnten mehrere Patienten bereits ohne nennenswerte Beeinträchtigungen aus dem Krankenhaus entlassen werden. Auch in der Frage der Qualitätssicherung profitieren die Leitstellen von der Mitträgerschaft des DRK. „Wir waren maßgeblich an der gesetzlich vorgeschriebenen Entwicklung von Qualitätsindikatoren für die Rettungsleitstellen beteiligt und wissen, worauf es bei der Verbesserung der Qualität ankommt und welche Ansätze zu verfolgen sind“, so Alexander Sparhuber. „Deshalb freut sich das DRK darüber, dass alle drei Leitstellenträger im Landkreis uneingeschränkt hinter der Integrierten Leitstelle stehen.“
Beim Blick in die Fahrzeughalle des DRK-Zentrums Göppingen wurde deutlich, dass die Notarztfahrzeuge zwischenzeitlich an ihren Kapazitätsgrenzen angekommen sind. „Es muss immer mehr technisches Gerät und medizinische Ausrüstung mitgeführt werden. Deshalb werden wir Kleintransportern beschaffen. Momentan beschaffen wir einen Mercedes Benz Vito für die Rettungswache Göppingen“, erläuterte Jochen Haible. Auf die entsprechende Frage von Sascha Binder bestätigte er, dass der im November 2014 beschaffte Adipositas-Rettungswagen regelmäßig im Einsatz sei. „Er ist so ausgestattet, dass auch stark übergewichtige Menschen in Würde transportiert werden können und dass unsere Mitarbeitenden körperlich deutlich entlastet werden“, erläuterte Jochen Haible.
Beim Besuch der Integrierten Leitstelle Göppingen in den Räumen der Feuerwache Göppingen machte sich Sascha Binder ein Bild von der täglichen Arbeit. Und auch davon, unter welch beengten Verhältnissen die Disponennten ihrer verantwortungsvollen Tätigkeit nachgehen. Bislang wurden längst notwendige Investitionen in den Um- und Ausbau der Leitstelle verschoben, weil der Standort der Göppinger Feuerwache grundsätzlich diskutiert worden war. „Wir müssen jetzt aber in moderne Technik investieren und die Leitstelle vergrößern, weil wir auch mehr Personal benötigen“, informiert Sabine Nuding, die Leiterin der Leitstelle, den Landespolitiker. Ein Gutachten lasse bereits in seinem ersten Entwurf erkennen, „dass wir mehr Mitarbeitende benötigen“. „Derzeit werden entsprechende Pläne erarbeitet, die wir im ersten Halbjahr des kommenden Jahres den zuständigen Gremien vorlegen werden“, ergänzte Jochen Haible.
Beeindruckt zeigte sich Sascha Binder vom modernen Ortungs- und Navigationssystem, dass dem Disponenten auf einem großen Bildschirm anzeigt, welche Rettungsfahrzeuge wo im Landkreis unterwegs sind. Geht ein Notruf ein, analysiert das System in Sekundenschnelle, welches freie Fahrzeug dem Notfallort am nächsten liegt. „Dessen Besatzung wird dann entsprechend alarmiert“, so Sabine Nuding.
Dritte Station war der Besuch der gemeinsam mit der Arbeiter-Samariter-Bund Alb & Stauferland (ASB) betriebenen Rettungswache in Süßen (ausführlicher Bericht siehe S. 8). Alexander Sparhuber, Jochen Haible und Joachim Veiel, Leiter des ASB-Rettungsdienstes, informierten ihren Gast über die sehr gute und harmonische Zusammenarbeit und informierten ihn über die Pläne zum Ausbau der Rettungswache. Freilich ist auch hier die Landespolitik gefragt. Denn die Richtlinien des Landes zur Förderung von Rettungswachen sind gut 30 Jahre alt und müssten nach Ansicht von Experten dringend aktualisiert werden. „Sie entsprechen in keiner Weise mehr den Normen und Forderungen die wir erfüllen müssen“, betonte Alexander Sparhuber. „Derzeit diskutieren wir mit dem Betriebsrat und den Mitarbeitenden bereits ausgearbeitete Pläne zur Erweiterung der Rettungswache.“ Die Bauarbeiten könnten nach optimistischen Schätzungen in einem Jahr beginnen – „wenn durch die aktualisierte Richtlinie die Finanzierung gesichert wäre.“