Drackenstein - Zunächst fängt alles noch recht unspektakulär an: Um 19 Uhr schart Daniel Schneider, Gruppenführer der Schnelleinsatzgruppe (SEG) des DRK Hattenhofen am Eingang des Drackensteiner Steinbruchs Rotkreuzler aus unterschiedlichen Bereitschaften um sich, um genügend „Verletzte“ zu haben. Gemeinsam mit Eva Allmannsdorfer sorgt Schneider – schmerzfrei und mit Spezialutensilien – dafür, dass der offene Bruch am Schienbein schockierend zutage tritt oder aus der Platzwunde an der Stirn das (Kunst-)Blut sprudelt.
Die Stimmung ist locker. Auch noch, als sich die 14 Verletzten im Bereich um die Schotteranlage der Adolf Staudenmaier Schotterwerke herum verteilen. Dorthin, wo es sie nach dem angenommenen Szenario einer missglückten Sprengung geschleudert hat: Zwischen den Sand- und Schotterhügeln, auf den Eisentreppen der Anlage, zwischen den Streben…
Als Punkt 19.45 Uhr der Alarm rausgeht und schon wenige Minuten später die Freiwillige Feuerwehr Drackenstein aufs Gelände rast, schlägt die Stimmung um. Die Verletzten jammern, von allen Seiten schallen Schreie. Die Floriansjünger orientieren sich, sondieren die Lage, rennen ins Gelände, suchen die Verletzten, schauen, was passiert ist. Funksprüche torpedieren Kommandant Roland Lang, den Einsatzleiter der Drackensteiner Wehr. Er reagiert entsprechend, schickt Leute mit Rettungstragen dorthin, wo sie gebraucht werden. Vier Minuten später folgen die Kollegen aus Hohenstadt zur Unterstützung. Die leichter Verletzten werden gestützt und zum zentralen Patienten-Ablageplatz geleitet. Dort haben weitere der insgesamt 22 Feuerwehrmänner und -frauen bereits Matten ausgelegt und leiten erste Sofortmaßnahmen ein.
Jetzt erscheinen die Einsatzfahrzeuge der DRK-Schnelleinsatzgruppen aus Göppingen, Geislingen und Hattenhofen, die den weitesten Anfahrtsweg hatten. Raimund Matosic von der SEG Geislingen hat die Einsatzleitung, tauscht sich mit Roland Lang aus und holt alle Informationen ein. Dann verteilt er seine Trupps: die einen mit dem Rettungswagen direkt zum Schwerverletzten oben an der Schotteranlage, andere zu den Feuerwehrkollegen und weitere der schließlich 55 DRK-Einsatzkräfte nach draußen auf die Straße, um Absperrungen und Behandlungszelte aufzubauen.
Während sich ein Teil der DRK-Sanitäter um die geretteten Patienten kümmert, Verletzungen diagnostizieren und entsprechende Maßnahmen ergreift, kämpfen Kollegen oben an der Schotteranlage um das Leben eines Schwerverletzten. Der ist ohnmächtig, die üble Platzwunde an der Stirn weist auf eventuelle Schädel- oder Hirnverletzungen hin. Die Helfer haben kaum Platz, sich zu bewegen, geschweige den Verletzten zu behandeln. Nach Halskrause und Kopfverband kommt ein Spine-Board zum Einsatz: Auf dem wird das Unfall-Opfer mit Spezialgurten fixiert. Sechs Helfer sind nötig, um den Schwerverletzten schließlich aus der Nische heraus zu bugsieren und in den bereit stehenden Rettungswagen zu hieven. Die Retter melden ihren Erfolg per Funkgerät und würden den Verletzten im Ernstfall jetzt ins Krankenhaus bringen.
Feuerwehr und DRK arbeiten die ganze Zeit über Hand in Hand, suchen nach weiteren Verletzten, schleppen Tragen mit neuen Opfern zum Ablegeplatz. Als sicher ist, dass sie alle gefunden worden sind, entspannen sich die Männer und Frauen von der Feuerwehr. Nach und nach verschiebt sich der Pulk der Verletzten und Sanitäter in die Zelte. Dort werden nach den notwendigen Erstmaßnahmen und Behandlungen auch die Suchdienstkarten ausgefüllt: Ulla Rapp, Karin Freistädter und Sabine Timke vom Göppinger Suchdienst des DRK, auch Kreisauskunftsbüro genannt, stehen ebenfalls bereit. Sie können später den Angehörigen Bescheid geben, in welche Klinik Vater, Bruder oder Ehemann eingeliefert wurde und was passiert ist.
Am Ende ist Daniel Schneider absolut zufrieden: „Das war echt der Hammer. Die Feuerwehr war sehr schnell vor Ort und sie hat alle Verletzten gefunden. Die Zusammenarbeit mit dem DRK hat prima geklappt. Und auch deren Einsatz war die ganze Zeit über super koordiniert und organisiert“, lobt Schneider.