Ein völlig demoliertes Polizeifahrzeug mit eingeschlagenen Scheiben ist ein beredtes Zeugnis. Es begrüßt als Sinnbild und Mahnmal in den kommenden Monaten die Besucher*innen des Rotkreuz-Landesmuseum in Geislingen, zeigt, dass das Verhältnis eines kleinen Teils der Gesellschaft zu Polizei jeglichen Respekt verloren hat. In den vergangenen Jahren haben die Museumsmacher in Geislingen verschiedenen andere Organisationen wie der Feuerwehr oder der DLRG, ihrer Geschichte, ihrer Entwicklung, den aktuellen Herausforderungen in Sonderausstellungen Raum gegeben. In diesem Jahr ist es die Polizei. „Als wir uns im Sommer des vergangenen Jahres über das Konzept der Ausstellung unterhielten, konnten wir nicht ahnen, wie aktuell das Thema sein wird“, stellte Jens Currle, der Leiter des Museums, bei der Eröffnung der Schau am vergangenen Samstag vor zahlreichen Gästen fest. Noch nie sei eine Eröffnung „auf so großes Interesse gestoßen“, freute sich Currle und lud die Gäste zu Führungen ein.
Sie waren von Peter Hofelich begrüßt worden. Der Präsident des DRK-Kreisverbandes verwies darauf, dass das Thema Respekt „ein gemeinsames Anliegen aller Blaulichtorganisationen“ sei, dass Demokratie nur funktioniere, „wenn wir respektvoll miteinander umgehen und zusammenhalten. Dazu braucht es zivilgesellschaftliche Organisationen wie das Rote Kreuz.“ Dessen Mitarbeitende seien nicht im gleichen Maße von Übergriffen betroffen wie die Polizei. „Aber auch wir spüren Manches, was beunruhigt.“ Er bedankte sich bei den zahlreichen Ehrenamtlichen bei DRK und Polizei, die die Ausstellung erst möglich gemacht hatten.
Polizeipräsident Markus Eisenbaum betonte: „Das Thema der Ausstellung ist gesellschaftlich hochrelevant und geht uns alle an.“ Das habe die vergangene Silvesternacht in Berlin gezeigt mit „neuen Dimensionen der Grenzüberschreitung“. Er mahnte die Medienschaffenden an, mit ihrer Berichterstattung „dieser Entwicklung entgegenzuwirken“. In Stuttgart sei es gelungen, gemeinsam mit der Stadt für eine ruhigere Silvesternacht zu sorgen. Dabei war viel Geld in die Hand genommen worden. „Nur lobende Worte reichen eben nicht.“
Mit dem Verweis auf das Polizeifahrzeug vor dem Museum, das im Sommer 2020 zerstört worden war, erinnerte er daran, dass mittlerweile die Hälfte aller Polizeikräfte Erfahrungen mit Gewalt haben.
Das Grußwort des DRK-Landesverbandes sprach sein stellvertretender Vorsitzender Klaus Pavel. „Es ist überhaupt nicht selbstverständlich, dass es Menschen gibt, die sich für unseren Schutz einsetzen“, bekräftigte er. Es sei deshalb „eine Schande, dass wir den Begriff Respekt mit einem Fragezeichen versehen müssen“. Die Ausstellung im Rotkreuz-Landesmuseum könne deshalb dazu beitragen, „Multiplikatoren der Vernunft zu gewinnen“.
Michael Kühner vom Polizeihistorischen Verein Stuttgart, dem Träger des Polizeimuseums freute sich, dass seine Einrichtung mit dem Toto-Lotto-Museumspreis ausgezeichnet worden war. Er hat zahlreiche Exponate mit nach Geislingen gebracht, die belegen, wie sich Polizeiarbeit verändert hat. Während in früheren Zeiten dem „Schupo“, der auf der Kreuzung den Verkehr regelte, an Weihnachten Geschenke gebracht wurden, belegt ein Video der Krawallnacht vom Juni 2020, wie völlig enthemmte Männer Gewalt gegen Menschen und Sachen ausüben, eben auch gegen das Polizeifahrzeug, das bereits vor dem Rotkreuz-Landesmuseum Mahnmal ist.
Info:
Das Museum in der Heidenheimer Straße in Geislingen ist von März bis November am ersten Samstag und am zweiten Sonntag des Monats von 13 bis 17 Uhr geöffnet. Führungen, auch außerhalb der Öffnungszeiten unter Tel. 07161/6739-0 oder info(at)rotkreuz-landesmuseum(dot)de
Alle Informationen über das Polizeimuseum Stuttgart unter www.polizeimuseum-stuttgart.de