Ein Mann kommt die Treppe zum Foyer der Göppinger Stadthalle hoch. Er ist Blutspender und hat sich zur Hotspot-Blutspende des DRK-Blutspendedienstes Baden-Württemberg-Hessen (DRK) eigens angemeldet. Denn in Zeiten von Corona ist alles anders. Auch die Blutspenden-Aktionen müssen deshalb abseits der an sich bewährten Wege organisiert werden. Denn eines ist trotz Corona wichtig: „Wir brauchen weiterhin Spenderblut“, sagt Daniel Schnell vom DRK. Zwar werde wegen Corona derzeit weniger operiert. Bei schweren Erkrankungen oder nach Unfällen kann auf das Spenderblut aber dennoch nicht verzichtet werden. So sind etwa die roten Blutblättchen nur wenige Tage haltbar.
Um aber die Sicherheit sowohl der Mitarbeitenden des DRK als auch der Spender zu garantieren und gleichzeitig den organisatorischen Aufwand in Grenzen zu halten, gab es in den vergangenen Wochen nicht viele kleine, sondern pro Woche in Baden-Württemberg und Hessen nur acht sogenannte Hotspot-Blutspendenaktionen. Spenden kann nur, wer sich angemeldet hat. „Dieses System werden wir auch in Nach-Corona-Zeiten beibehalten“, sagt Schnell. „Wir werden definitiv nicht mehr in Schulen einladen, werden aber jetzt beginnen, wieder in kleineren Gemeinden Spendenaktionen mit bis zu 100 Spendern zu realisieren“.
In der Göppinger Stadthalle werden es am Ende der Woche weit mehr als 600 Menschen gewesen sein, die ihr Blut spenden, auch wenn es etwas umständlicher ist als üblich. „Wenn man helfen kann, muss man das doch tun“, bekräftigte eine ältere Dame, die „seit ich in der Rente bin“, zweimal im Jahr ihr Blut spendet. „Die ganzen Vorkehrungen sich notwendig und ich fühle mich sicher vor Ansteckung.“
Auch Gioacchino Gasser spendet seit einigen Jahren regelmäßig Blut und sieht in der Terminvergabe eher Vorteile. „Der Aufwand, der jetzt betrieben wird, ist richtig und wichtig“, bekräftigt der Göppinger. Nachdem ihm Thilo Gunzenhauser von der DRK-Bereitschaft Schurwald die Temperatur gemessen hat und nach Auslandsreisen und Krankheitssymptomen gefragt hat, desinfiziert er sich die Hände und erhält bei Claudia Hopf und Minh Tram Vo – ebenfalls ehrenamtlich engagiert bei der DRK-Bereitschaft Schurwald, seine Anmeldepapiere.
Der gesamte große Saal der Stadthalle wird für die Spendenaktion genutzt. Die Sicherheitsabstände sind großzügig bemessen, so dass die Ansteckungsgefahr auf ein absolutes Minimum weiter reduziert wird. Nachdem der rote Blutfarbstoff und der Blutdruck gemessen sind, gibt es ein kurzes Gespräch mit einem Arzt. Dann nehmen fünf Krankenschwestern an einer der zwölf Liegen das Blut ab. „Bei eigentlichen Spenden gibt es keine ehrenamtliche Unterstützung mehr“, informiert die DRK-Einsatzleiterin-Blutspende Ulla Rapp. Es gibt keinen Ruheraum mehr und auch keinen Imbiss.“ Gerade hier hatten sich die Ehrenamtlichen des Kreisverbandes im besonderen Maße eingebracht. „Statt sonst mit etwa 15 sind wir heute nur mit fünf Helfern vor Ort“, so Ulla Rapp. Sie und ihre Stellvertreterin Claudia Hopf hatten Bedenken, ob diese besondere Form der Blutspende ankommen würde. „Wir freuen uns sehr, dass in kürzester Zeit fast alle Termine vergeben waren.“
Durchschnittlich werden pro Viertelstunde sechs Blutspenden abgenommen. In der Stadthalle läuft die Aktion bis zum Samstag (ohne den 1. Mai). Es sind noch einige wenige Termine für Spender frei. Spenden kann jeder bis 72 Jahre, der gesund und nicht positiv auf Corona und andere Krankheiten wie Aids oder Hepatitis positiv getestet ist.
Anmeldung unter https://bawuehe.bsd-trs.de/reservierungen/goeppingen_stadthalle
Nachdem sie einen halben Liter Blut abgegeben haben, bleiben die Spender noch ein paar Minuten auf der Liege sitzen. Dann bekommen sie in einem der Magazin-Räume der Stadthalle von Ulla Rapp und Thomas Ruckh ein Lunch-Paket mit belegten Brötchen, Obst, Schokolade und einem gekochten Ei und verlassen über einen Seiteneingang die Stadthalle. Alle sind sich einig: Der Ablauf war perfekt organisiert.