Es ist ganz schön was zusammengekommen: 30 Kisten. Mit Nudeln, Milch, Reis, Kartoffelpüree, Haferflocken, Semmelknödeln, Mehl, Bohnen, Ravioli, Gummibärchen. Eine Woche lang haben die Schüler*innen gesammelt, Elias Rudolf aus der elften Klasse des Raichberg-Gymnasiums hat mit einigen Mitschüler*innen alles organisiert und Werbung für die Sammlung gemacht, ist durch alle Klassenräume gezogen und hat kleinen und großen Schüler*innen erklärt, warum sie etwas mitbringen sollen. Warum? Damit die Ebersbacher Tafel Nachschub bekommt.
Das DRK betreibt den Tafelladen „Ebersbacher Tafel“ in der Karlstraße, mitten in Ebersbach. Dort werden die von den Schüler*innen gesammelten Lebensmittel günstig verkauft, an Menschen, die auf jeden Cent achten müssen. Alexander Cohrs und sein Kollege wuchten vor der Schule alles in ihren Lieferwagen, die 30 Kisten sind schnell im Kühlraum des weißen Tafel-Autos verschwunden. Cohrs macht das nicht zum ersten Mal. Täglich sammelt er in Supermarkten, Bäckereien und anderen Läden Lebensmittel ein, die von den Läden gespendet werden. Bevor es in die Ladenregale kommt, wird alles im Lagerraum sortiert und etikettiert.
Rund ein Drittel des normalen Verkaufspreises kostet die Ware, sagt Sabine Szidlovszky, damit kann die Ebersbacher Tafel Ladenmiete und Transportkosten bezahlen. Sabine Szidlovszky steht im Lagerraum hinter dem Laden und klebt Etiketten auf die eben von Alexander Cohrs und seinem Kollegen angelieferte Ware aus der Raichbergschule. Bio-Müsli für 80 Cent oder drei Döschen Mais für 40 Cent. Sabine Szidlovszky ist seit Jahren dabei, die Digelsbergerin arbeitet ehrenamtlich. Und schnell, dann wird eingeräumt. Bis elf Uhr muss alles in die Regale, dann macht der Laden auf.
Seit 2008 betreibt das DRK die Ebersbacher Tafel in der Karlstraße, geöffnet ist der Laden dreimal in der Woche, dienstags, mittwochs und freitags, immer von 11 bis 13 Uhr. Hier können Menschen einkaufen, die keine gut gefüllte Geldbörse haben und das auch nachweisen können. Ein Beispiel: Eine Familie mit Kind, die weniger als 1.800 Euro im Monat zur Verfügung hat, kann in der Karlstraße einkaufen.
Es gibt fast alles: Ein Kilo Schupfnudeln für einen Euro im Kühlregal, Paprikapulver in großen Dosen, oben auf dem Regal, ganz in der Nähe gibt es künstliche Fingernägel. Und frische Rosen, in Gelb, Rosa und dunkelrot. Obst und Gemüse gibt es auch, hier sortiert Sabine Szidlovszky vor, entfernt matschige Tomaten, nicht mehr so gute Champignons oder nicht mehr ganz so grünen Salat. Denn auch im Tafelladen muss alles frisch sein, Ware mit abgelaufenen Mindesthaltbarkeitsdatum gibt es nicht, die Pflaumen sehen an diesem Dienstag wirklich gut aus. Und es gibt Weihnachtsschmuck, jedenfalls in der Adventszeit. Gestecke mit Kerzen, rotes und goldenes Lametta ist auch zu haben. Die Weihnachtsdekoration werde in diesem Jahr gut verkauft, sagt Sabine Szidlovszky, anders als in den Vorjahren. Der Grund: Es kommen immer mehr Menschen aus der Ukraine in den Tafelladen. Und die feiern Weihnachten. Mittlerweile sind rund 70 Prozent ihrer Kund*innen aus der Ukraine, schätzt Sabine Szidlovszky.
40 bis 50 Kund*innen kommen an den Verkaufstagen in die Karlstraße. Nach den zwei Öffnungsstunden sind die Regale deutlich leerer, viele der von den Schüler*innen gespendeten Dinge sind weg. Dann muss Alexander Cohrs wieder los, Nachschub besorgen.