Man sieht es schon von weitem. Eine lange Menschenschlange wartet ungeduldig und stürmt nach Öffnung der Tore in die Fahrzeughalle des DRK-Zentrums in Göppingen, wie einst beim Schlussverkauf. Jeder will der Erste sein und die Schnäppchen auf dem Skibasar abgreifen, den die Bergwacht Göppingen zum elften Mal veranstaltet. An jedem Stand herrscht dichtes Gedränge, überall wird anprobiert, diskutiert und abgewägt, ob der neue Skistiefel auch wirklich bequem sitzt, ob der Helm nicht wackelt.
Dabei seien es nicht mehr richtige Schnäppchen, finden einige der vielen Besucherinnen und Besucher, denn auch hier, so wie überall, sei die Ware rund 20 Prozent teurer geworden als in den vergangenen Jahren. Zudem bieten drei professionelle Händler aus der Umgebung 800 Artikel an. „Sie bilden den Grundstock des Basars, weil niemand im Vorfeld weiß, wie viele gebrauchte Artikel aus privater Hand angeliefert werden“, erklärt Dominik Abele, Leiter der Bergwacht Göppingen.
Der Basar spüle jedes Jahr regelmäßig Geld in die Vereinskasse, das der Verein gut gebrauchen könne, denn niemand wüsste, wie viele Einsätze sie fahren müssten. Geld fließe erst bei Einsätzen. „Meistens sind es so um die 25 im Kreis Göppingen, die wir jedes Jahr haben“, erzählt Stefan Eleuther, Hüttenwart der Bergrettungshütte Schafhaus bei Lauterstein/Böhmenkirch. Besonders an Pfingsten seien alle gefragt, wenn es gilt, verunglückte Kletterer, Wanderer oder Mountainbiker zu bergen.
Inzwischen haben viele Skistiefel und Skibekleidung neue Besitzer gefunden und Schlangen bilden sich an den Kassen am Ausgang. Auffällig viele Familien mit Kindern suchen nach neuen Sachen, so auch der zehnjährige Wolf mit seiner Mutter Elfi aus Faurndau, die gern im Allgäu oder im Erzgebirge Skifahren und gleichzeitig die Verwandtschaft besuchen. Den Skilift in Treffelhausen mögen sie auch, natürlich wenn der Schnee passt. Früher betreute die Bergwacht noch weitere in Nenningen, Weißenstein, Schnittlingen oder auch Donzdorf, die alle inzwischen stillgelegt wurden, wegen Schneemangels. Stefan Eleuther wundert sich über die rege Beteiligung am Basar, da sich auf der Schwäbischen Alb der Schneemangel schon vor mehr als zehn Jahren angekündigt habe und die Lifte ausgedünnt wurden. Deshalb seien auch Langlaufski nicht mehr so begehrt, vermutet er, denn, dazu führen die Leute nicht stundenlang in alpines Gelände. Auch der Run auf Snowboards sei in den letzten Jahren ziemlich abgeflacht. Vielleicht doch eher ein Trend unter den Jüngeren?
In der Heinrich- Schickhardt-Schule in Bad Boll gleichen sich die Bilder. Seit 30 Jahren veranstaltet die Skizunft Bad Boll dort den Skibasar, der seit Corona wieder Fahrt aufgenommen habe. 38 aktive Skilehrer bieten Betreuung bei Ausfahrten. Dass die Menschen sparten, merkten sie an den rückläufigen Anmeldungen, dem sie mit kleineren Bussen begegneten, wie sie berichten.
Mama Carolin aus Bezgenriet sucht für den zweijährigen Emil einen Schneeanzug. Tanja aus Dürnau sucht für ihre beiden sieben und zehn Jahre alten Buben eine Ausrüstung. Allzu schnell wüchsen die beiden aus einer Größe raus, deshalb suchen sie auf dem Basar nach günstigen Produkten und nicht im Laden. Doch auch hier seien die Preise gestiegen, bestätigt sie. Früher kosteten Kinderski um die 40 Euro, heute sei man mit 75 Euro dabei, meint die Bezgenrieterin. Die Ausleihe in den Skigebieten sei ebenfalls sehr teuer geworden, da sei das Ausleihen in einem Sportgeschäft hier in der Gegend mit 100 Euro pro Saison noch günstig.
Zu ihren Sparmaßnahmen gehörte ein Wohnwagen im Allgäu, der teure Hotelübernachtungen überflüssig mache und auch im Sommer genutzt würde. Sie werden fündig, und wenn die Teile in zwei bis drei Jahren zu klein geworden sind, bringen sie sie wieder auf den Basar zurück.