Jonas Keck erinnert sich noch an jedes Detail seines ersten Luftrettungs-Einsatzes vor zwei Jahren. Eine Frau war beim Klettern am Reußenstein abgestürzt und hatte sich dabei die Wirbelsäule verletzt. Die Bergwacht wurde alarmiert. „Wir haben bereits bei der Anfahrt einen Hubschrauber angefordert, um die Frau möglichst schonend und schnell zu bergen“, berichtet der 32-Jährige, der seit 16 Jahren aktiv an Rettungseinsätzen der DRK-Bergwacht Geislingen-Wiesensteig teilnimmt.
Während seine Bergwacht-Kollegen sich mit dem notwendigen Material durch das unwegsame Gelände zu der Patientin am Fuß des Reußensteins kämpften, legte Jonas Keck sich seine Ausrüstung samt Gurt an, um als Luftretter tätig zu werden. Der Hubschrauber holte ihn oberhalb des Reußensteins bei einer kurzen Zwischenlandung ab. An Bord waren bereits der Pilot und ein Notfallsanitäter, der als Winden-Operator im Einsatz war. „In der Regel ist auch ein Notarzt mit im Hubschrauber, aber damals nicht, weil bereits einer beim Bodentrupp dabei war“, berichtet Jonas Keck. Als er schließlich hoch über der Unfallstelle, mit einem Haken am Seil der Hubschrauber-Winde befestigt, aus der Tür ins Freie geschwenkt und dann zu der verletzten Frau abgelassen wurde, hatte die Bodentruppe die Frau bereits in einem Hubschrauberbergesack stabil gelagert.
„Das ist einfach eine sinnvolle Aufgabe. Und macht auch noch Spaß.“, Jonas Keck, ehrenamtlicher Luftretter.
Keck hakte den Bergesack am Seil ein und gab dem Winden-Operator das Handzeichen, sie beide wieder hochzuziehen. „Am Bergesack gibt es ein so genanntes Antirotationsruder, dessen Klappe ich festhalten muss, damit sich eine verletzte Person im Downwash, also dem Abwind unter dem Hubschrauber, nicht dreht“, schildert der Luftretter. In diesem ersten Einsatz brachte der Hubschrauber die Frau und Jonas Keck zu einem Landeplatz, an dem bereits ein Rettungswagen auf sie wartete. „In anderen Fällen wird die verletzte Person in den Hubschrauber geladen und damit in eine Klinik gebracht, das wird von Fall zu Fall entschieden“, schildert er.
Keck liebt dieses Ehrenamt. „Es ist ein gutes Gefühl und macht auch ein bisschen stolz“, bekennt er. Das gelte aber für viele Bergwacht-Einsätze, etwa wenn man sich durch technisch schwieriges Gelände gekämpft habe und gemeinsam als Team jemanden retten oder jemandem helfen konnte. „Das ist einfach eine sinnvolle Aufgabe und macht auch noch Spaß.“
Dass er sich für die 30-köpfige Spezialistengruppe meldete, die vor sechs Jahren von der Bergwacht Württemberg und der Bergwacht Schwarzwald zur Luftrettung in Baden-Württemberg gegründet wurde, liegt daran, „dass es spannend ist“, wie sich der sportliche junge Mann lachend ausdrückt. Er musste einen Eignungstest bestehen und ein Auswahlverfahren durchlaufen, bevor er mit einem speziellen Simulationstraining zum Luftretter (im Fachjargon: „Rettungsspezialist Helikopter“) ausgebildet wurde. Außer ihm gehört von der Bergwacht Geislingen-Wiesensteig noch Florian Rademacher zu diesen Helikopter-Rettungspezialisten, von der Göppinger Bergwacht zwei weitere.
Geübt werden die Einsätze seitdem dreimal im Jahr: einmal mit der Deutschen Rettungsflugwacht, einmal mit einem Polizeihubschrauber der Hubschrauberstaffel am Stuttgarter Flughafen und zusätzlich per Simulationstraining am Zentrum für Sicherheit und Ausbildung in Bad Tölz. Mindestens ein Realflugtraining und ein Simulations-Training sind pro Jahr vorgeschrieben.
Seit seiner Ausbildung war Keck viermal als Luftretter im Einsatz – zweimal 2022 und zweimal im vergangenen Jahr. „Das nimmt jetzt erst so langsam an Fahrt auf, weil sich der Erfolg gezeigt hat“, ist der Geislinger überzeugt. Seit seiner Kindheit ist Jonas Keck bei der Bergwacht Geislingen-Wiesensteig aktiv – weil es schon sein Vater war und ist. „Ich bin quasi reingeboren“, sagt er lachend.
Mehr Informationen zur Bergwacht
Wer Interesse hat, bei der Bergwacht Geislingen-Wiesensteig mitzumachen und dort zu „schnuppern“, kann sich per E-Mail bei Bergwacht-Leiter Niko Schneider melden: niko.schneider(at)bergwacht-wuerttemberg(dot)de