Der kleine Junge blickt sich vorsichtig um, dann klettert er aber auch schon los und fühlt sich sichtlich wohl. Mit seiner Mama ist er an diesem Vormittag zum ersten Mal in den Ebersbacher Familientreff gekommen, der vorigen Herbst in das Jugendhaus E 3 umgezogen war. Die Ebersbacher Einrichtung ist die älteste ihrer Art im Landkreis und war 2006 eröffnet worden. Zwischenzeitlich hat sie sich – wie auch die übrigen elf Familientreffs – zu einem beliebten Treff für Familien mit kleinen Kindern entwickelt. „Unter dem Motto „Fit fürs Leben – von Anfang an“ hat sich ein einzigartiges Angebot im Landkreis Göppingen entwickelt“, so Simon Gottowik von der Pressestelle des Landratsamtes.
Die niedrigschwelligen Anlaufstellen für Familien sind ein Kooperationsprojekt zwischen Landratsamt, Trägern der freien Wohlfahrtspflege und den Gemeinden Deggingen, Rechberghausen, dem Gemeindeverwaltungsverband Raum Bad Boll, Göppingen, Geislingen, Eislingen, Ebersbach, Süßen, Salach und Uhingen. „Ein weiterer Ausbau ist nicht vorgesehen“, so Gottowik. „Alle Angebote im Familientreff sind kostenlos und unverbindlich. Die Familientreffarbeit ist geprägt von Wertschätzung, Verständnis und Vertrauen gegenüber allen Besuchern.“
„Unsere Gäste spiegeln die Ebersbacher Stadtgesellschaft wider.“
In den zwölf Familientreffs, die von hauptamtlichen Fachkräften wie Sonia Khalfaoui-Achour in Ebersbach geleitet werden, treffen sich Eltern oder Großeltern zu einem ungezwungenen Austausch, während ihre Kinder von Ehrenamtlichen betreut werden.
Wie Brigitte Eberhardt. Die Ebersbacherin ist von Anfang an dabei und kann in ihrem Ehrenamt „Sinnvolles tun, junge Familien unterstützen und meine Erfahrungen weitergeben“. Sie wirbt für ihr Ehrenamt. „Wer Interesse an Kindern hat und Spaß, mit ihnen umzugehen, der ist hier richtig.“ Sie freut sich, dass sie, wenn sie heute Familien aus den Anfangsjahren, deren Kinder längst erwachsen sind, trifft und die „immer ein positives Feedback über diese Zeit geben“.
Während immer mehr hauptsächlich Mamas mit ihren kleinen Kindern ankommen, begrüßt Sonia Khalfaoui-Achour die Gäste, die an diesem Vormittag aufmerksam den Ausführungen von Anita Münzer zuhören. Die Psychologin referiert zur frühkindlichen Sexualität. Denn zum Konzept der Familientreffs gehören auch Fachvorträge, die die Eltern in ihrer Erziehungsarbeit unterstützen. Themen sind etwa Infektions- und Kinderkrankheiten, Reisen mit Kindern oder das Trösten.
Währenddessen fährt ein kleines Mädchen mit dem Bobbycar durch den Raum und wird von einem anderen Kind darauf aufmerksam gemacht, dass dies nur hinter einer markierten Linie erlaubt ist. „Es gibt Regeln“, betont Sonia Khalfaoui-Achour. „Gegessen wird nur am Tisch.“ Den ersten Kontakt hat sie mit den Eltern über die sogenannten „ElBa-Kurse“, einem speziellen Angebot des DRK-Kreisverbandes, zu dem alle Eltern mit Neugeborenen eingeladen werden.
Viele Eltern werden dann regelmäßig Gast im DRK-Familientreff. „Für Viele hat er höchste Priorität, weil er die einzige Plattform ist, um soziale Kontakte zu knüpfen und andere Familien mit kleinen Kindern kennenzulernen.“ Und die Sozialpädagogin betont: „Bei uns kann alles und nichts muss!“
Durchschnittlich seien es 15 Erwachsene und bis zu doppelt so viele Kinder. Dann wird es selbst im großzügigen E 3 eng. „Seit dem Umzug haben wir stärkeren Zulauf. Unsere Gäste spiegeln die Ebersbacher Stadtgesellschaft wider.“
Viele hätten „hier überhaupt zum ersten Mal näheren Kontakt zu Menschen aus anderen Kulturen“. „Der soziale Frieden und ein friedliches Zusammenleben aller im Landkreis stehen bei jedem Familientreff im Vordergrund“, unterstreicht Gottowik. In Ebersbach wird das Angebot des Familientreffs um eine türkische Spielgruppe ergänzt, die ehrenamtlich geleitet wird. Währenddessen hat der kleine Junge seine erste Scheu überwunden und spielt mit einem Mädchen – während seine Mama entspannt dem Vortrag von Anita Münzer zuhören kann.
Wichtige Säulen der sozialen Arbeit
Würdigung „Familientreffs sind wichtige Säulen der sozialen Arbeit“, betont Ebersbachs Bürgermeister Eberhard Keller. „Sie bieten den Kindern die Möglichkeit, schon früh mit Gleichaltrigen zusammenzukommen. Familientreffs bedeuten viele positive Aspekte. Deshalb informieren wir alle jungen Eltern darüber.“
Gedenktag Der Internationale Tag der Familie ist ein offizieller Gedenktag der Vereinten Nationen. Er findet jährlich am 15. Mai statt.