· GZ 2024

Das neue Fahrzeug ist bereits im Einsatz

Die Bergwacht Geislingen-Wiesensteig konnte sich dank Spenden ein speziell für ihre Bedürfnisse zugeschnittenes Einsatzfahrzeug anschaffen.

Seit Ende August steht bei der Bergwacht Geislingen-Wiesensteig am Standort Wiesensteig das neue Einsatzfahrzeug bereit, im September wurde das Material eingeräumt und die Bergwachtler darin eingewiesen – und seitdem hat der VW Transporter T6 bereits fünf Einsätze hinter sich. Das Besondere daran: Er vereint dank spezieller Auflastung den Vorteil eines Mannschaftstransportwagens, in dem acht Personen Platz finden, mit dem eines normalen Bergrettungsfahrzeugs, in dem die gesamte Einsatzausrüstung Platz findet und übersichtlich verstaut ist. 

Außerdem ist das Fahrzeug mit Allrad ausgerüstet und hat ein höhergelegtes Fahrwerk, um problemlos über unwegsames Gelände fahren zu können. „Das Ziel ist, die Einsatzkräfte so nah wie möglich an die verletzte Person zu transportieren, damit wir diese so schnell wie möglich retten können“, erklärt Bergretter Lorenz Arnold, technischer Leiter Winter und Teil des fünfköpfigen Ausschusses. Der Ausschuss hat sich genau überlegt, welche Details am neuen Fahrzeug wichtig sind – wie etwa ein Automatikgetriebe und die Signalanlage, die so positioniert ist, dass der Funkverkehr deutlich einfacher möglich ist, weil es im Innern des Fahrzeugs nicht mehr so laut ist. Oder die Vorrichtung auf dem Dach, dank der die Gebirgstrage dort jetzt von einer Person allein heruntergeholt oder hinauf gepackt werden kann. Auch ist die Ladung jetzt um einiges besser gesichert. 

Zu wenig Geld für Anschaffungen

Das alte Einsatzfahrzeug, mit dem nur fünf Leute transportiert werden konnten, ist bereits 16 Jahre alt und ist – abgesehen davon, dass immer wieder Reparaturen kommen – bei Weitem nicht mehr auf dem aktuellen Stand eines Rettungsfahrzeugs (wir berichteten). So ist das neue jetzt mit einem „Rescue Track“ ausgerüstet, einem Navigations- und Informationssystem, das eine Schnittstelle mit der Leitstelle hat, wie es bei Rettungstransportwagen oder anderen Blaulichtfahrzeugen schon einige Jahre der Fall ist. 

Darüber hinaus kann darin jetzt auch digital gefunkt werden. „Das alles müssen wir auch selber zahlen“, macht Lorenz Arnold deutlich. Schriftführerin Pauline Sänger kritisiert, dass die Gelder, die von offizieller Seite für solch wichtige Anschaffungen zur Verfügung gestellt würden, bei Weitem zu wenig seien, um Einsatzkräfte sicher an ihre Einsatzorte zu bringen. 

Umso dankbarer sind die Männer und Frauen der Bergwacht für die Spenden von Firmen und Privatleuten, die den Kauf des neuen Fahrzeugs erst ermöglichten. 85.000 Euro hat es gekostet, 45.000 Euro davon konnten durch Spenden finanziert werden, weitere 10.000 Euro Zuschuss gab es vom DRK-Kreisverband Göppingen, dem die Bergwacht angehört. „Das ist wirklich enorm“, sagt Pauline Sänger und für Lorenz Arnold ist das „eine Anerkennung unseres Dienstes aus der Bevölkerung“. Seiner Ansicht nach wird von den Bewohnern im Landkreis und vor allem auch im Oberen Filstal sehr wahrgenommen, wie oft die Bergwacht im Einsatz ist. „Ich denke, viele Menschen kennen jemanden, der bereits von uns gerettet wurde.“ 

Das alte Einsatzfahrzeug soll verkauft werden – wegen seiner Ausstattung mit Blaulicht und Funkvorrichtung möglichst innerhalb der Blaulicht-Organisationen, eventuell als Ersatzfahrzeug oder für die Jugendarbeit. Der Erlös aus dem Verkauf wird dann ebenfalls für den Kauf des Neuen verwendet. Der dann noch fehlende Betrag stammt aus Eigenmitteln der Bergwacht, die sie im Lauf der Jahre durch Einnahmen bei den Bergwacht-Hocks, bei Betreuungen von Veranstaltungen oder mit ihren Einsätzen eingenommen haben. 

Dass die Bergwacht Geislingen-Wiesensteig zwei Fahrzeuge besitzt, sei kein Luxus, betont Lorenz Arnold auf Nachfrage. „Wir brauchen die zwei Fahrzeuge, weil sie an zwei Standorten, also in Geislingen und in Wiesensteig stehen“, erklärt er. Die Bergwacht agiere, gemeinsam mit der Bergwacht Göppingen, im gesamten Landkreis, „und im Durchschnitt sind jedes Mal etwa 13 oder 14 Leute im Einsatz“. 

Dass es im Landkreis Göppingen insgesamt drei Bergwacht-Standorte gibt, hat sich über Jahrzehnte so entwickelt. „Dadurch haben wir im Landkreis kaum weiße Flächen, das heißt wir erreichen verletzte Menschen sehr schnell – und wir bedienen auch die steilen Hänge des Albtraufs und solche Hotspots“, erläutert Pauline Sänger. 

Weitere Infos zur Bergwacht:

Zur Bergwacht Geislingen-Wiesensteig gehören aktuell etwa 35 Einsatzkräfte, die aktiv an den Dienstabenden dabei sind. Diese Abende finden im Winter an Donnerstagen ab 19 Uhr, im Sommer ab 18 Uhr statt. Weitere Infos, auch zur Kontaktaufnahme, sind auf der Homepage https://bergwacht-geislingen-wiesensteig.de oder auf Instagram unter bergwachtgeislingenwiesensteig zu finden.