Es sind bewegende Bilder, die Dr. Johannes Schad am Donnerstag bei seinem Vortrag im DRK-Landesmuseum in Geislingen zeigte: hungernde Kinder, schwer kranke Menschen, von Erdbeben und Überflutungen zerstörte Landschaften. Johannes Schad ist Auslandsdelegierter des DRK und des Internationalen Komitees vom Roten Kreuzes (IKRK) und gehört damit zu den Rotkreuz-Teams, die sich in den Katastrophengebieten um Menschen kümmern. Wie etwa in Hungergebieten in Kenia, in Erdbebenländern wie Haiti oder Nepal, in Konfliktgebieten wie dem Gaza-Streifen, im Taifun-Chaos der Philippinen, in Flüchtlingscamps oder – erst im vergangenen Jahr – in Liberia, um gegen die Ebola-Seuche zu kämpfen.
„Wie aus Grundsätzen gelebte Praxis wird“, lautete die Überschrift, der eines deutlich machte: hier ein Land des „optimalen Ressourceneinsatzes für einen einzigen Patienten“, dort Länder mit einer „riesigen Diskrepanz zwischen den benötigten und vorhandenen Ressourcen“. Er machte deutlich, dass es bei Katastropheneinsätzen vor allem darum gehe, die bestmögliche Behandlung „des Gesamtkollektivs aller Patienten“ zu ermöglichen.
„Aber aus jeder Katastrophe kann man lernen. Daher ist eine systematische Aufarbeitung der Einsätze eminent wichtig“, erklärte Schad, Facharzt für Chirurgie und jetzt hauptberuflich als Notfallmediziner und als Dozent im Tübinger Institut für Katastrophenmedizin tätig. Seine Auslandseinsätze seien sowohl für das DRK als auch für seinen Arbeitgeber eine Win-Win-Situation, weil beide profitierten: durch die Hilfe, die vor Ort geleistet werde und durch die Erfahrung, die er im Institut dadurch einbringen könne. Bei seinen Einsätzen sei nicht nur Flexibilität und Einsatzbereitschaft gefragt. Entscheidend sei auch der Rotkreuzgedanke der Neutralität, also die Hilfe für alle ohne Ansehen der Person.
Mit Grafiken veranschaulichte der Referent die drastische Zunahme der Weltbevölkerung, die er als einen der Hauptgründe für die Flüchtlingsentwicklung bezeichnete. „Außerdem ist es die dichte Besiedelung durch Menschen, die aus Naturereignissen soziale Katastrophen entstehen lassen“, sagte er. Bei einer Katastrophe irgendwo auf der Welt müsste das IKRK zuerst entscheiden, ob es sich dabei um einen Konflikt handle oder nicht –entsprechend unterschiedlich sei das Vorgehen. Handle es sich um keinen Konflikt, rücke ein entsprechendes RK-Team so schnell wie möglich mit Hilfs-Einsatzmodulen wie einer Mobilen Klinik, einer Gesundheitsstation oder einem Feld-Hospital aus.
Die Arbeitsgrundlage bei sämtlichen Einsätzen sei die „Genfer Konvention“, die von allen Seiten eingehalten werden müsse. Mit Ausschnitten aus einem Schulungsfilm ließ Johannes Schad seine Zuhörer an seinem bislang letzten Einsatz, dem Kampf gegen die Ebola-Seuche in Liberia, teilhaben. Mitten in Monrovia hatte das DRK zusammen mit der Bundeswehr ein Hochinfektions-Behandlungszentrum aufgebaut.
Aus diesen Erfahrungen habe man viel gelernt, sagte er und erzählte vom Zukunftsprojekt „Mobiles DRK-Isolations-Hospital für B-Lagen“, das im Auftrag der EU und Deutschlands entwickelt werde. „Weil etwa all den Nicht-Ebola-Patienten mit anderen Infektionen wie Dengue-Fieber oder Malaria zum Beispiel eine Zeitlang nirgends geholfen wurde. Die Ebola-Stationen aus dem Ausland nahmen nur Ebola-Kranke auf. „Wir lernen aus den Fehlern der Vergangenheit und planen, wie wir solche in Zukunft auf Einsätzen verhindern können“, sagte er.